Das Tier als Modell und das Schwein als Liebe – Prolog 4

Zu früh für einen Epilog: Die vierte Ausgabe des Berliner Hefts für Zeichnung und Text Prolog ist erschienen und wird ab Dienstag auf einer Ausstellung vorgestellt.

Wenn eines in Berlin nicht Mangelware ist, dann ist es Kunst. Einiges davon hängt in Arztpraxen, anderes findet sich an Häuserwänden. Eher der letzteren Variante nahestehend ist Prolog, ein Heft für Zeichnung und Text, das seit anderthalb Jahren im Berliner Selbstverlag von dem Künstler Anton Schwarzbach herausgegeben wird. »Lieber neurotisch als cool« will er die Kunst sehen. Natürlich meint er ganz unbescheiden das Leben. Das Heft, das sich dem widmet, ist ein anarchischer Steinbruch aus Gedichten, Texten und Zeichnungen. Endgültige Klarheit hat es NICHT zum Ziel. Statt schnell zu antworten wird gründlich gefragt. Nach dem Woher, dem Warum und Wozu. Schwarzbach gibt ein Thema vor und Text- und Bildarbeiter, also Lyriker, Schriftsteller, Zeichner, Künstler, Wissenschaftler, Filme- und Theatermacher, Laien und Liebhaber, dürfen assoziieren. In einer Zeit, in der Arbeit einer der am meisten missverstandensten Begriffe überhaupt ist, geht es um eigenverantwortliche Arbeit.

Wie ist Schwarzbach auf das Thema »Tier« gekommen, das den Rahmen für Heft 4 und die begleitende Ausstellung bildet? Das Tier ist das uns nächstverwandte Lebewesen, stellt er fest. Sehnsuchtsvoll beneidet und zu Wurst verarbeitet, vertritt es uns in der Fabel, ist als Mitbewohner oft näher als manch andere Zweibeiner, meint er. Schwarzbach ergänzt: »Du hast es in dir und es kann dein Nachbar werden«. Ansonsten gibt sich das wie immer in limitierter Auflage produzierte Heft offen. Wahllos ist es nicht. Im Darwin-Jahr nimmt es das Tier als Anlass, nicht als Notwendigkeit und bezieht sich mehr auf uns als freudefähige Kreatur mit Sehnsüchten und Ängsten. Wir leben zwar längst nicht mehr auf den Bäumen. Aber wer kennt nicht das Gefühl, gelegentlich selber lieber Baumwesen zu sein? Ein unmöglicher Wunsch, ganz klar. Aber ohne das Unmögliche hätten wir den Absprung nie geschafft.

Wann?
Dienstag, 9. Juni 2009 bis Sonntag, 21. Juni 2009
Eröffnung am 9. Juni 2009, 18.00 Uhr, danach täglich von 14.00 bis 20.00 Uhr

Wo?
Galerie parterre
Danziger Straße 101, 10405 Berlin
Fahrverbindungen: S-Bahn Prenzlauer Allee – S41, S42
Greifswalder Straße – S41, S42
U-Bahn Eberswalder Straße – U2
Straßenbahn Prenzlauer Allee – M2, Greifswalder Straße – M4, Winsstraße – M10

Programm
11.Juni, 19.00 Uhr: Offener Künstler- und Autorenfilmabend

13.Juni, 19.00 Uhr: Studioinszenierung »Motortown«,
Regie: Moritz Richard
ab 20.00 Uhr live in concert: Dry Mention

14.Juni, 11.30 Uhr: Lesung mit Martin Zuska, Peter Berning, Tatjana Turansky,
Gregor Mirwa, Werner Zwosta, Marcel Ring, Wolfgang Schröm, Marko Lakobrija
13.30 Uhr: Livemusik mit Juri Tarasenok (Bajan)
15.30 Uhr: Generative Echtzeitkunst-Workshop/
Einführung mit Enkido RankX

21.Juni ab 17.00 Uhr: Schluss und Fest mit Max & Moritz (französische Chansons)
ab 20.30 Uhr Uhr live in concert: Mamacryl

» prolog-zeichnung-und-text.de

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